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TIPPS FÜRS ARZTGESPRÄCH
WOLFGANG IM INTERVIEW

Wolfgang hat seit einigen Jahren schweres Asthma. In unserem Interview berichtet er, wie sein Verhältnis zu seinem Arzt sich im Laufe seiner Erkrankung verändert hat. Mit seinen Tipps möchte er andere Asthma-Patienten motivieren, im Arztgespräch eine aktive Rolle zu übernehmen.




Wie würdest Du die Beziehung zu Deinem Lungenfacharzt beschreiben?

Wolfgang: Zu meinem Lungenfacharzt habe ich vollstes Vertrauen, das über viele Jahre gewachsen ist. Ich kann ihm jede Frage stellen, wir sprechen sehr offen über alles. Auch wenn ich mal etwas gelesen oder gehört habe, z. B. über neue oder andere Medikamente oder Therapien. Und sogar mal über private Dinge, die nichts mit der Krankheit zu tun haben.

Wie verhältst Du Dich in Gesprächen mit Deinem Arzt?

Wolfgang: Früher bin ich zu einem Termin einfach so hingegangen. Und wenn ich die Praxis verlassen habe, fiel mir auf, dass ich meine Fragen, die ich stellen wollte, gar nicht gestellt hatte.

Heute mache ich mir vor jedem Termin einen Spickzettel, den ich dann am Ende der Sprechstunde mit dem Arzt durchgehe. Fachbegriffe, die ich nicht verstehe, hinterfrage ich sofort – sonst geraten sie in Vergessenheit.

Wie kam es dazu?

Wolfgang: Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass sich die Gespräche immer wiederholen: „Guten Tag, wir machen einen Lungenfunktionstest, nehmen einmal Blut ab, brauchen Sie noch Medikamente? Ihr nächster Termin ist dann am ... Auf Wiedersehen.“ Da habe ich mir gesagt: „So kann es nicht weitergehen. Das kann doch nicht alles (gewesen) sein – dazu bist du noch zu jung. Du willst doch noch mal etwas unternehmen können.“

Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch einen neuen Hausarzt bekommen. Dieser war an meiner Krankheit und dem bisherigen Verlauf sehr interessiert. Er hat mich bei der Suche nach einem anderen Lungenfacharzt beraten und unterstützt.

Was hast Du dann gemacht?

Wolfgang: Ich habe den Arzt gewechselt. Dadurch war ich sehr motiviert, auch selbst etwas für mich zu tun.

Damals bin ich einer Lungensportgruppe beigetreten. Dort konnte ich mit anderen Betroffenen Erfahrungen austauschen. Uns beschäftigten alle die gleichen Fragen: Was macht Dein Arzt mit Dir? Welche Untersuchungen führt er bei Dir durch? Welche Medikamente bekommst Du? Wie zufrieden bist Du mit Deinem Arzt?

Hat sich dadurch etwas für Dich verändert?

Wolfgang: Meinem neuen Arzt musste ich meine gesamten Untersuchungsberichte – ob alt oder neu, vom Hausarzt sowie von den Lungenkliniken – mitbringen. Nach dem dritten Termin bekam ich neue Medikamente. Danach ging es mir viel besser und ich konnte mich nun stärker belasten. Keine Asthmaanfälle mehr in der Nacht oder am Tag, keine Überweisungen mehr in die Lungenklinik. Mir geht es einfach gut.

Wie hast Du Dich nach dem ersten Gespräch mit Deinem neuen Arzt gefühlt?

Wolfgang: Ich war wie erschlagen von den vielen Fragen und Untersuchungen. Ich musste das Gespräch erst einmal verarbeiten. Und wusste am nächsten Tag, das wird was! Jetzt kannst du noch mal „durchstarten“. Das hat mir neue Kraft gegeben.

Hast Du Tipps für das Arztgespräch für andere Patienten?

Wolfgang: Sprich mit Leuten, die das gleiche Problem haben wie Du. Besorge Dir Zeitschriften, z. B. „Allergie konkret“ des daab (Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V.) oder „Luftpost“ der dpla e. V. (Deutsche Patientenliga Atemwegserkrankungen). Oder recherchiere im Internet. Dort gibt es z. B. auf der Seite „Weisse Liste“ eine Checkliste für den Besuch in der Arztpraxis. Gehe in eine Lungensportgruppe oder Selbsthilfegruppe und tausche Dich mit Teilnehmern aus.

Meine persönlichen Tipps:
  1. Notiere die Fragen, die Du stellen möchtest!
  2. Führe ein Tagebuch, damit Du Situationen, in denen es Dir schlechter ging, genau beschreiben kannst.
  3. Frage nach, wenn Du etwas nicht verstanden hast!

Hast Du noch eine Botschaft für andere Menschen mit Asthma?

Wolfgang: Ich kann nur jedem empfehlen, sich sportlich zu betätigen, z. B. spazieren zu gehen oder Fahrrad zu fahren, leichtes Krafttraining für die Brustmuskulatur zu machen. Ganz wichtig: Auch Entspannungsübungen helfen mir.

Auch Selbsthilfegruppen und Lungensportgruppen mit Menschen, die die gleiche Krankheit haben, kann ich empfehlen. Dort findet ein anderer Austausch auf Augenhöhe statt – gemeinsame Unternehmungen, singen, lachen, aber auch weinen. Das tut gut und zeigt, dass Du nicht allein bist.

Vielen Dank für das Gespräch!

MAT-DE-2101811-2.0-04/2023
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