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Nachgefragt bei der Deutschen Atemwegsliga e. V.:
Wie können digitale Anwendungen Dich bei Asthma unterstützen?

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist uns allen klar: Die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitsbereich steigt und kann uns oftmals Alltagssituationen erleichtern. Auch für Menschen mit Asthma bieten digitale Angebote viele Möglichkeiten.

Wir haben Dr. Uta Butt, Ärztin und Geschäftsführerin der Deutschen Atemwegsliga e. V. gefragt: Wie entwickelt sich die Digitalisierung in der Asthma-Welt und wie unterstützt die Atemwegsliga Betroffene sich im App-Dschungel zurecht zu finden?


Frau Dr. Butt, Hand aufs Herz: Wie viele Apps nutzen Sie selbst regelmäßig auf dem Smartphone?

Frau Dr. Butt: Inzwischen gibt es etliche Apps, die ich häufig nutze. Ganz vorne dabei sind Mobilitäts-Apps. Während der Pandemie habe ich privat Wander-Apps entdeckt und bin in Regionen vor der Haustür vorgestoßen, die ich vorher glatt übersehen hatte.
Insbesondere auch in unbekannten Regionen schätze ich Apps, um alltägliche Probleme schnell und zuverlässig zu lösen.

Durch Ihre Tätigkeit bei der Deutschen Atemwegsliga e. V. haben Sie ja auch beruflich viel mit digitalen Anwendungen zu tun. Mit was beschäftigen Sie sich genau?

Frau Dr. Butt: Wir als Deutsche Atemwegsliga e. V. möchten die Versorgung von Menschen mit Atemwegserkrankungen verbessern. Dabei arbeiten wir sowohl mit Ärzten und Therapeuten als auch mit Patientenorganisationen zusammen. Die Atemwegsliga ist Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis. Es nützt nichts, wenn gute Forschungsergebnisse und medizinische Erkenntnisse in der Schublade bleiben. Wir möchten, dass dieses Wissen beim Patienten ankommt. Eines unserer wichtigsten Themen ist seit geraumer Zeit die Digitalisierung. Da geht es um die Patientenversorgung, das Therapiemanagement, Apps oder auch das Thema Videosprechstunde. Gemeinsam in Workshops mit Ärzten, Therapeuten, Patienten und Verbänden versuchen wir die Vorteile der Digitalisierung in der Behandlung, aber auch ihre Barrieren zu beleuchten. Unser Ziel: konkrete Verbesserungsvorschläge für die Praxis und Empfehlungen an die Politik. Interessierte finden hier unsere Positionen zum Nachlesen.

Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen ist ein Ergebnis dieser Arbeit das Projekt „PneumoDigital“. Was hat es damit auf sich?

Frau Dr. Butt: Inzwischen ist eine Vielzahl an Gesundheits-Apps auf dem Markt. PneumoDigital soll Nutzern helfen, die Qualität pneumologischer Apps besser einschätzen zu können. Hersteller können sich bei uns bewerben, ihre App in einem standardisierten Verfahren von Fachexperten bewerten zu lassen. Die Tester sind Ärzte, Therapeuten, Patienten und IT-Spezialisten. Sie prüfen die App auf Herz und Nieren, z. B. zu Aspekten wie Datenschutz, Datensicherheit oder dem Einsatz von Tracking-Software. Die Ergebnisse fassen wir dann in einem Fazit zusammen und veröffentlichen Apps, die die PneumoDigital-Kriterien erfüllen, auf unserer Website.

Welche Vorteile können digitale Anwendungen bei der Behandlung einer Atemwegserkrankung wie z. B. Asthma haben?

Frau Dr. Butt: Apps oder digitale Gesundheitsanwendungen sind sicher nicht für alle gleich gut geeignet. Wie bei jeder Therapie, muss der Patient sich darauf einlassen. Ein technikaffiner junger Asthma-Betroffener hat sicher mehr Spaß an einer digitalen Anwendung als jemand, der das Handy lediglich als Telefon betrachtet.
Wichtig ist es einzuschätzen, wer von welcher technischen Lösung profitieren kann, und das individuell zu entscheiden. Richtig ausgewählt können digitale Anwendungen eine große Hilfe im Alltag sein. Ein klassisches Beispiel ist das Asthma-Tagebuch auf dem Handy. Digitale Anwendungen können aber auch Wissen vermitteln, bei der Vernetzung mit anderen Betroffenen helfen, die Kontrolle der Therapie via Videosprechstunde erleichtern oder bei der Arztsuche auf dem Land unterstützen.

Ganz zum Schluss: Haben Sie noch einen persönlichen Tipp, falls jetzt Interesse besteht, digitale Anwendungen bei einer chronischen Erkrankung wie Asthma auszuprobieren?

Frau Dr. Butt: Es ist wichtig zu wissen, dass App nicht gleich App ist. Ich denke, es ist essentiell, geprüfte Anwendungen und Gesundheits-Apps zu identifizieren und Menschen darüber zu informieren, was geprüft ist und was nicht. Daher möchte ich alle Interessierten ermuntern, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen, wenn Interesse an einer bestimmten App besteht. Ob bzw. welche Anwendung für den Einzelnen sinnvoll ist, lässt sich im Team mit dem behandelnden Arzt oft am besten herausfinden.

Frau Dr. Butt, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

Über die Deutsche
Atemwegs­liga 
e. V.

Die Deutsche Atemwegsliga e. V. besteht seit 1979. Sie wendet sich an alle Ärzte und Therapeuten, die Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen versorgen, aber auch an interessierte Patienten sowie die breite Öffentlichkeit. Ihr vorrangiges Ziel ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu „übersetzen“. Neben dem Projekt „PneumoDigital“ finden Interessierte auf der Website der Deutschen Atemwegsliga e. V. umfangreiche Informationen und zahlreiche Videos zu verschiedenen Themen rund um die Asthmaerkrankung und andere Atemwegserkrankungen, sowie Lungensportangebote.

Du hast Interesse mehr über die Arbeit der Deutschen Atemwegsliga e. V. zu erfahren?

Unter atemwegsliga.de findest Du alle Informationen und Projekte auf einen Blick.

Deutsche Atemwegsliga e.V.

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